Anwälte von Homburger vertreten die kasachische Finanzpolizei in einem spektakulären Fall. Nun gerät die renommierte Kanzlei selber in die Kritik.
«Kanzlei Homburger auf frischer Tat ertappt» – so lautete der Titel einer Medienmitteilung, die ein PR-Büro aus Lausanne gestern breit streute. Die Zürcher Wirtschaftskanzlei mit Sitz im höchsten Gebäude der Schweiz unternehme den Versuch, «Schweizer Justizbehörden manipulieren und (…) Personen diffamieren zu wollen.» Konkret sollen Rechtsanwälte im Namen Kasachstans Journalisten in der Schweiz «streng vertrauliche juristische Unterlagen und Dokumente» zugespielt haben.
Der Vorgang selber, wie ihn die Westschweizer Wirtschaftszeitung «L’Agefi» publik machte, wäre nicht ungewöhnlich: Es kommt bisweilen vor, dass Medienvertretern Akten zur Verfügung gestellt werden, die ursprünglich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren. Eher untypisch für schweizerische Verhältnisse wäre es, wenn dies im Namen eines Staates geschieht, der nicht den Ruf eines Rechtsstaates geniesst.
Genau dies ist bei Kasachstan das Problem. Dort herrscht seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion, seit über zwei Jahrzehnten, derselbe Mann: Nursultan Nasarbajew. Korruption und Menschenrechtsverletzungen sind kasachischer Alltag. Internationale Organisationen dokumentieren sie.
Hunderte Millionen eingefroren
Homburger bestätigte gegenüber dem TA, dass die Kanzlei eine Stelle vertritt, die zumindest einen Teil der Missstände beheben sollte: die Behörde zur Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität und Korruption, die Finanzpolizei des neuntgrössten Staats der Welt. Die Zürcher Juristen haben mitgearbeitet an einem kasachischen Rechtshilfeersuchen, das die Familie eines Ex-Ministers betrifft, die am Genfersee lebt.
Im Zentrum eines Strafverfahrens in ihrer alten Heimat steht die Familie Krapunow. Angehörige beteuern, sie würden zu Unrecht beschuldigt, unsaubere Geschäfte getätigt zu haben. Nicht restlos davon überzeugt scheint die Genfer Justiz zu sein. Sie lässt es nicht bei Rechtshilfe an Kasachstan bewenden, sondern ermittelt zusätzlich selber – sowohl gegen die Krapunows als auch gegen Angehörige des Nasarbajew-Clans. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung. Auch die Bundesanwaltschaft führt ein – wie sie mitteilt – «schwieriges und umfangreiches Verfahren», mutmasslich gegen Nasaubajews Schwiegersohn und die Präsidententochter, die ebenfalls am Lac Léman Wohnsitz nahm. Die Ermittler des Bundes blockierten zwischenzeitlich mehrere Hundert Millionen Franken; noch heute, heisst es aus Bern, sei «eine bedeutende Summe» eingefroren.
Präsidententochter Dianara Kulibayewa war in Genf erstmals vor zwei Jahren aufgefallen, als sie am Seeufer für rund 75 Millionen Franken eine Villa erwarb. Sie verfügt über eine Aufenthaltsbewilligung für die Schweiz, die sie laut NZZ ursprünglich dank ihrer angeblichen Tätigkeit für eine Art Tarnfirma im Tessin erschlichen hat. Das Bundesamt für Migration überprüft gemäss «SonntagsZeitung» nun, ob alles mit rechten Dingen zu- und hergegangen ist.
Bei der mittlerweile liquidierten Luganeser Firma, der Viled International SA, handelte es sich um das Tochterunternehmen eines kasachischen Unternehmens, das Boutiquen betreibt. Frühere Besitzerin: Leila Krapunowa, die Ehefrau des Ex-Energie-Ministers Wiktor Krapunow. Die Familie beteuert, sie hätte Viled einst unter Druck an Strohmänner des kasachischen Dauerherrschers Nasarbajew verkaufen müssen. «Als bei Viled im Tessin plötzlich die Tochter des Präsidenten beschäftigt war», sagt ihr Sprecher Marc Comina, «liess sich beweisen, wer hier hinter der Übernahme unter Zwang steckte.»
«Kurze Hintergrundgespräche»
Die Streit zwischen dem Krapunow- und dem Nasarbajew-Clan wird nun zum Teil in der Schweiz ausgetragen, mit einem Heer von Anwälten, sekundiert von PR-Beratern. Auch auf der Krapunow-Seite sind Konten blockiert worden. Krapunow-Sprecher Comina dementiert zwar Medienberichte, dass es um mehrere Millionen bei der Credit Suisse und Schroders in der Schweiz gehe. Vielmehr, so Comina, handle es sich um zwei Konten mit legal erworbenen Vermögen der Geschäftsfrau Krapunowa: «Das eine enthält wenige Hunderttausend Franken, das andere Hypothekgarantien.» Homburger wiederum bestreitet, die Justiz zu manipulieren oder jemanden zu diffamieren. «Es ist nicht im Interesse des Verfahrens, dass es in den Medien diskutiert wird», schreibt die Kanzlei. «Wir führten in der Sache kurze Hintergrundgespräche mit zwei Journalisten: einem vom Schweizer Fernsehen und einem von der NZZ.»