Nach der traurigen Bekanntheit des Gemetzels von “Arkankergen” geschehen Tragödien in Kasachstan so oft, dass an ihre Zufälligkeit nur noch wenige glauben. Einschließlich des Ex-Akims von Almaty – Wiktor Chrapunow. Laut seinem Interview beim Fernsehsender “K-Plus” weiß er, wer hinter “den Unfällen” mit den Grenzsoldaten, “dem Selbstmord” von Samanbek Nurkadilow und dem Mord an Altynbek Sarsenbajew steht.
Die Version von der Flugzeug-Havarie ist zweifelhaft
– Wiktor Wjatscheslawowitsch. Anlass für unser Gespräch ist eine Reihe von seltsamen Selbstmorden und außerordentlichen Vorfällen, in deren Folge die Grenztruppenführung Kasachstans enthauptet wurde. Ich möchte mit Ihnen über das Problem der Morde, der Selbstmorde und der übrigen außergewöhnlichen Umstände und deren Rolle im politischen Leben Kasachstans sprechen.
– Sie haben richtig vermerkt, und auch mich hat die Situation der Grenzsoldaten Kasachstans sehr hellhörig gemacht. Diese Morde, die Havarie des Flugzeugs, Gemetzel des Grenzpostens — das alles ist nicht ohne Grund.
– Sie sind ehemaliger Minister für Zivil- und Katastrophenschutz. Die Flugzeughavarie — ist solch eine Katastrophe möglich, wie ist sie beschrieben?
– Als ich als Minister für Zivil- und Katastrophenschutz beschäftigt war und ein Reformprogramm des Katastrophenschutzministeriums der Republik Kasachstan entwickelte, verfügte das Ministerium über ein Flugzeug vom Typ Аn-30, das heißt also, dass es keine Maschine gab um die Fachkräfte zu Notstandssituationen zu fliegen, die in Kasachstan geschahen. Und wir, die die Sachlage betrachteten, überlegten welche Flugzeuge man einkaufen könnte um Spezialeinheiten zu Orten zu befördern, wo die Notstandssituationen geschahen. Damals neigten alle Fachmänner zur Ansicht, dass die Аn-72 ein sicherstes Flugzeug sei …
Das heißt also, dass das Flugzeug, in dem die Führung der Grenztruppen Republik Kasachstans umkam, eines der sichersten Flugzeuge auf dem ganzen Raum der GUS war und ist. Es gab kein zuverlässigeres Flugzeug als dieses. Deshalb erregt die Version, in der irgendwelche außergewöhnlichen Vorkommnisse im Flugzeug geschehen sind, in deren Folge die Generalität —die gesamte Führung der Grenztruppen umgekommen ist, bei mir persönlich große Bedenken.
Ich neige zur Meinung, dass es sich um eine geplante Aktion handelt, wahrscheinlich, um alle Spuren zu beseitigen, die infolge der Prozesse mit den Grenzbeamten geblieben waren…
Nurkadilow haben Leute des Präsidenten “abgeschlagen”
– Der Direktor der Grenzakademie, Generalmajor Talgat Jesetow wurde tot in seinem Arbeitszimmer, mit einer Schusswunde aufgefunden. Und hier entsteht natürlich eine Analogie mit Nurkadilow, über dessen Selbstmord, wie ich denke, Ihnen mehr bekannt ist als den Lesern. Könnten Sie etwas über die Einzelheiten dieser Sache erzählen?
– Ich kann sehr detailliert auf diese Frage eingehen. Im fernen 2004 (bald wird es 10 Jahre her sein, am 11. März) gibt Nurkadilow eine lautstarke Erklärung, in der er kolossale Anschuldigungen Richtung Staatsoberhaupt Nursultan Nasarbajew ausspricht, bittet ihn, bevor es zu spät ist, zu bereuen und in die Opposition zu gehen.
In dieser Zeit habe ich mir die Bänder am Bein gerissen und war zur Durchführung der Operation außerhalb Kasachstans gezwungen, weil unsere Ärzte abgesagt haben mein Knie zu operieren. Und plötzlich ruft mich der Geschäftsführer des Präsidenten an und beginnt in grober, bestimmender Form auf mich Druck auszuüben: „Du bist in die Opposition gegangen, hast Nurkadilow unterstützt, woran denkst du eigentlich?“ Ich habe mich gewundert: „Wer hat das gesagt?“ Worauf er antwortete, dass ihm das der Präsident gesagt habe. Und brachte die Wörter des Präsidenten: „Was soll das? Das alles sind Almatyer, alle — aus Almaty …“ Damit war der Zwischenfall erschöpft.
Und Nurkadilow ging in die Opposition, fing an laute Erklärungen zu geben, von Mal zu Mal darüber, was in Kasachstan los ist und wer daran schuld ist.
– Und was war der Anlass für die Eskalation der Situation um Nurkadilow?
– Als ich nach Kasachstan nach der Operation zurückgekehrt war, noch mit den Krücken, krankgeschrieben, bestellte der Präsident plötzlich mich und alle anderen Akime der Bezirke zu sich ins Arbeitszimmer. Es war klar, dass es sich hierbei um die administrative Frage in Bezug auf mich als den Akim von Almaty handeln würde. Das Treffen hat stattgefunden, es wurden sehr ernste Vorträge gehalten — mein Bericht, Bericht der Präsidialadministration, der Präsident erklärte, dass Wiktor bleibt, und entließ uns, wie man sagt, um weiter Dienst am Staat zu leisten. Das war im April.
Später bekam ich die Information von der Präsidialadministration, dass Nursultan Nasarbajew den 1. Mai-Feiertag in Almaty feiern wird. Man hat bei mir den Veranstaltungsplan angefragt. Der Präsident hat gesagt, dass er auf den Platz kommt und an den feierlichen Veranstaltungen teilnehmen wird.
Und in diesem Moment gibt Nurkadilow eine sehr heftige Erklärung ab und sagt: „Herr Präsident, ich bin bereit mit Ihnen am 1. Mai auf dem Platz politische Debatten durchzuführen, und wir sollten in aller Öffentlichkeit darüber reden, was heute in Kasachstan nicht gut läuft und was man tun kann um die Sachlage zu ändern“. Nasarbajew war von der Situation beunruhigt und wollte sogar nicht mehr auf den Platz, ist aber dennoch gekommen.
Wir sind auf die Tribüne hinaus, er hat eine Rede gehalten, und plötzlich sind da in einer Ecke der Bühne Schreie, die Wache hat diesen Bereich umzingelt. Nurkadilow schreit: “Ich bin hier um zu debattieren, ich bin bereit!“ Er wird nicht durchgelassen, man hat Sperren aufgestellt, hat den Zugang auf die Tribüne geschlossen, Nurkadilow schrie, aber es war vergeblich, er konnte sich nicht durchsetzen.
Nasarbajew hat ständig zu jener Seite geschaut, nach ein paar Minuten ist ein General herbeigelaufen und berichtete dem Präsidenten: „Herr Präsident, nicht beunruhigen lassen, wir haben ihn „abgeschlagen“. Nur ein paar Minuten später eilte ein anderer herbei und sagt: „Herr Präsident, meine Leute haben ihn abgeschlagen“.
– Und was bedeutete “abgeschlagen”?
– Niedergeschlagen, er konnte bereits nichts mehr sagen oder irgendwelche Handlungen ausführen. Man hat physische Gewalt angewendet, und er fiel um.
Aber in Wirklichkeit ist folgendes geschehen: die Soldaten der Sondereinheit haben physische Einwirkung gegen den Wachmann gebraucht, der Bursche war zwei Meter groß, sie haben ihn einfach ausgemacht, er fiel auf den Asphalt. Wie Nurkadilow es selbst ausdrückte: „Ich habe in den Augen dieser Menschen den Tod gesehen“. Er hat sich in den Wagen gesetzt und ist vom Platz gefahren.
An den Selbstmord glaube ich nicht!
– Was war danach?
Die weitere Konfrontation war mächtig. Nurkadilow hat sich keiner der Oppositionsgruppierungen angeschlossen, handelte weiter in eigener Person, hat den Präsidenten aller Sünden und Nöten beschuldigt, die in Kasachstan los waren.
Das hat dem Präsidenten natürlich nicht gefallen. Und um Nurkadilow ereignete sich folgende Situation. Bulat Utemuratow hat mich angerufen und hat konkret gesagt: „Der Chef hat Sie beauftragt mit Nurkadilow zu reden, damit er sich beruhigt“. Nach dem Motto, der Chef kann ihm auch dem Verdienst und Rang entsprechenden Posten geben. Ich sagte: „Wenn es ein Auftrag ist, werde ich mich unbedingt treffen“.
Habe also das Treffen vereinbart, fuhr zu ihm nach Hause, haben gesessen und geredet. Das Gespräch war lang und schwer. Aber Nurkadilow sagte, dass er nicht einfach so angreifen wird, aber seine Oppositionstätigkeiten nicht einstellt.
Nach einer gewissen Zeit ruft mich Bulat Utemuratow erneut an und sagt: „So, Sie brauchen Sich um Nurkadilow nicht mehr zu kümmern. Der Chef sagte, dass man es beenden muss“.
– Wie “beenden”?
– Ich zitiere Utemuratow wörtlich: „Man muss es beenden. Und wir werden es beenden“. Ich dachte, dass sie in dieser Situation irgendeinen Zugang zu Nurkadilow gefunden haben und ihre Fragen von selbst durcharbeiten würden.
– Sie haben Nurkadilow danach nicht mehr gesehen?
– Ende 2004 wurde ich zur Arbeit als Gouverneur ins Ostkasachstan versetzt. Und plötzlich, wie aus heiterem Himmel kommt die Informationen von den Mitarbeitern des Innenministeriums, dass man im Haus, an der Luganski Straße den toten Samanbek Nurkadilow mit drei Schusswunden aufgefunden habe, am wahrscheinlichsten ist — Selbstmord. Ich habe gezweifelt: wie kann man drei Mal auf sich schießen?
Eine gewisse Zeit später ruft mich Dariga Nasarbajewa an, fängt ganz überrascht zu reden: „Haben Sie gehört, dass man Nurkadilow tot im Haus aufgefunden hat? Was meinen Sie, wer könnte das gemacht haben?“ Ich sage: „Es ist schwierig zu sagen, denn ich bin mir nicht über alle Ereignisse im Bilde, und was dort geschehen ist. Es gibt keine Informationen. Und die Informationen, über die ich verfüge, sind sehr dürftig. Das einzige, was ich weiß, dass dieser Mensch sich zweimal ins Herz und einmal — in die Schläfe schoss. Sein Leichnam wurde auf dem Fußboden entdeckt, bedeckt mit einem Laken und zwischen den Beine lag die Pistole, mit der sich Nurkadilow erschoss“. Sie ist der Überzeugung, dass alle Kameras — 16 an der Zahl, funktionierten und damit auch keine Fliege unbemerkt geblieben wäre. Alles ist festgehalten. Jetzt beschäftigt sich die Staatsanwaltschaft damit. Und sagt dann: „Was denken Sie, könnte Makpal (Frau von Nurkadilowa — Redaktion) ihn erschossen haben?“ Sie hätten doch ein missgünstiges Verhältnis.
Ich habe geantwortet, dass diese Frau — eine verdiente Künstlerin Kasachstans sei, die in ihren Händen nur die Dombra zu halten versteht, und nicht weiß von welcher Seite man an die Pistole herantritt. Aber Dariga sagt mir: „Wie naiv Sie sind, wenn eine Frau etwas sehr will, wird sie alles erreichen, wonach sie strebt. Ich würde es an Ihrer Stelle nicht verwerfen, dass Makpal Nurkadilow getötet hat“. Damit war das Gespräch beendet.
Als offizielle Version wurde ein Selbstmord erklärt. Die internationalen Kriminalisten haben gesagt, dass es der einzige Fall in der ganzen Geschichte der weltweiten Kriminalist sei, wo ein Mensch dreimal auf sich schoss.
– Und was war mit den erwähnten 16 Videokameras?
– Zu jenem Moment waren die Videokameras gesperrt, die ganzen Informationen waren ausgelesen. Nach offizieller Version, kam kein Mensch ins oder aus dem Haus Nurkadilows heraus. Er wurde von der seiner Frau entdeckt. Die Sache war angeblich so. Sie hat ihn zum Abendessen gerufen. Er hat zuerst verzichtet, war auf dem Balkon. Und später wurde sie misstrauisch — es war dort still, sie kam herein, es gab Schreie. Das heißt also, dass die Kameras weiter aufgenommen haben, wie sie reingegangen ist, wie sie eine gewisse Zeit fehlte, wie die Schreie aufkamen. Und dies hat sowohl der offiziellen Version, als auch Dariga Nasarbajewa erlaubt die erste Vermutung aufzustellen, dass Nurkadilowa ihn erschossen hat.
– Das heißt, dass alle die zu diesem Moment an der Version festhielten, dass Nurkadilow erschossen wurde, sich zu den Anhängern einer Verschwörungstheorie von Wahnsinnigen verwandelten, weil die Beweislage zugunsten des Selbstmordes zeigte?
– Ja, aber wie ich schon sagte, wenn der Mensch solch eine Schusswunde erleidet, tritt der Schock ein, der es ihm unmöglich macht das zweite Mal die Pistole zu heben und auf sich zu schießen. Der Organismus ist so geschaffen, dass wenn der Mensch einen Schmerzensschock bekommt, dieser den Körper zusammenkrampft und der Mensch nicht mehr in der Lage ist etwas selbst zu tun. Deshalb bin ich fest davon überzeugt, dass die offizielle Version über den Selbstmord —voreingenommen ist, und die Untersuchung nicht bis zum Ende durchgeführt wurde. Oder vielleicht — bis zum Ende, aber der Bevölkerung wurde einfach mitgeteilt, dass es Selbstmord war, um zu beruhigen.
Wer wollte Sarsenbajew töten?
– Der vermutete Selbstmord von Samanbek Nurkadilow ist am 12. November 2005 geschehen. Und am 13. Februar 2006, d.h. nach einigen Monaten, geschah der Mord an Altynbek Sarsenbajew. Wie meinen Sie, haben diese Tragödien eine Verbindung zueinander?
– Ich werde mehr sagen… Sie haben den 13. Februar 2006 erwähnt, als drei verhältnismäßig junge Männer erschossen, mit verbundenen Händen unweit der Stadt Almaty aufgefunden wurden. Und hier die Situation: eines Abends in der Stadt Almaty haben wir uns mit Dariga Nasarbajewa getroffen, sie hatte Besuch von zwei Repräsentanten aus Russland, auch eine Reihe an kasachischen Fachkräften war vertreten.
Wir sitzen bei Tisch, speisen. Und plötzlich sagt Dariga, dass es solch einen Sarsenbajew gibt, der völlig den Verstand verlor: sagt aufrührerische Sachen, ein Oppositioneller, erpresst sie ständig, angeblich hätte sie eine ungesetzliche Operation zur Privatisierung des Fernsehens durchgeführt.
Dann habe ich mich erinnert, dass tatsächlich Altynbek auf einer der Sitzungen des Parlaments gesagt hat: „Ich kann auch bekanntmachen, wie Sie das Fernsehen Kasachstans privatisiertet haben, wie es in Ihre Hände fiel, wobei auch noch spottbillig“. Und Dariga auf einmal, zu ihren Gästen: „Findet sich denn kein Mensch, der Sarsenbajew umbringen würde!“ In diesem Moment hat es mir die Sprache verschlagen.
– War eine große Menge an Menschen dabei anwesend?
– Wir waren zu acht: Dariga selbst, zwei Personen aus Russland, es gab zwei von uns, der Akim des Bezirks war da, und noch ein Paar Personen. Und sagt dann: „Ein einziger Mensch fand sich in Kasachstan, der Mann meiner jüngeren Schwester Alija, der Sarsenbajew in die Schauze geschlagen hat“. Können Sie sich diese Aufhetzung vorstellen?! Es fand sich also ein Bengel, der diesen Menschen geschlagen hat, einen Minister, den Vizepremier, den Botschafter Kasachstans. Er hat ihn geschlagen und hat die Ehre von Dariga Nasarbajewa gerettet. Und eine gewisse Zeit später fand sich auch jemand, der Sarsenbajew… erschossen hat.
…Es ist auch wichtig den Moment zu berücksichtigen. Die „farbigen Revolutionen“ in Georgien und der Ukraine waren vergangen. Über der Führung Kasachstans schwebte die vollkommen spürbare Angst, dass man das Regime nach dem gleichen Prinzip und Ähnlichkeit absetzt, dies womöglich könnte Nasarbajew zur Operationsdurchführung der Oppositionsvernichtung angestoßen haben.
Früh oder spät wird das Geheime offenbar
– Wiktor Wjatscheslawowitsch, wenn Samanbek Nurkadilow offen erklärte, dass er sich in der Opposition zum Präsidenten befindet, war Altynbek Sarsenbajew in der etwas verborgenen Lage, aber es war wohlbekannt, dass er in vielen Fragen dem Präsidenten opponieren wird. Aber in der jetzigen Situation sehen wir innerhalb des Landes keine reale Opposition mit Ausnahme jener politischer Parteien und Organisationen, die vom Regime faktisch zerstört sind. Ich meine — im Führungskreis des Landes. Aber nichtsdestoweniger beobachten wir solche seltsamen Vorfälle, wie der Massenmord an Grenzsoldaten…
– Ich sehe hier die weitere Realisierung des Programms “Superkhan” von Nursultan Nasarbajew. Ich habe dieses Programm gelesen, welches von der Person erstellt war, die Dariga Nasarbajewa gefunden hat — das ist Mirtschew. Sie hat ihn bestellt, hat ihn mit Nasarbajew bekannt gemacht, und von dieser Gruppe von Spezialisten wurde das Programm für den weiteren Imageaufstieg Nasarbajews entwickelt. In diesem Programm sind ganz konkret die Zeitpunkte benannt, wann man terroristische Operationen zur Einschüchterung des kasachischen Volkes durchzuführen hat.
Erinnern Sie sich an den terroristischen Anschlag neben den Gebäuden des KGB in Aktjubinsk, Astana — der Hauptstadt Kasachstans, in Südkasachstan? Nächste Tragödie — am Grenzposten, wenn ein Kämpfer alle Grenzsoldaten erschossen hat, unter denen auch richtige Asse waren, die diesen Jüngling mit einem Schlag hätten niederwerfen können. Auch hier sehe ich eine böse Absicht. Vermutlich, gab es Grenzsoldaten in jenem Flugzeug, die Informationen besaßen. Man musste Maßnahmen zu ihrer Verheimlichung ergreifen.
Aber der Bevölkerung setzt man in den Kopf, dass ein Jüngling das Gemetzel auf dem Grenzposten veranstaltet hat, und zufällig ist das Flugzeug runtergefallen, und ganz von sich aus hat sich der Leiter der Grenzakademie von Almaty am Arbeitsplatz erschossen.
…die Angst überwältigt den Diktator Nasarbajew, es geht um die unglaubliche Angst, die Macht zu verlieren, die unglaubliche Angst, sich unter jenen Menschen zu finden, über die das Volk richten wird…
– Das heißt, Sie denken, dass er wirklich Angst vor den Grenztruppen, ihrer Führung und noch anderen exekutiven Strukturen hatte? Oder ist es von vornherein — Provokation?
– Ich denke, es ist — die Ausführung des Programms “Superkhan”. Alles folgt dem Geschriebenen. In dieser Etappe hat man das eine hier gemacht, dort — das andere, dritte, vierte, fünfte, das Volk ist eingeschüchtert, wartet auf Schutz. Und von wem kann man Schutz erwarten? Nur vom Präsidenten Nasarbajew. Die Autorität Nasarbajew ist wieder ganz hoch und alle übrigen —sind schuldig…
– Wie ist es Ihrer Meinung nach, wird es gelingen die wahren Schuldigen an jenen Verbrechen der vergangen Jahre ausfindig zu machen?
– Ich denke, dass alles Geheime offenbar wird. Die Geschichte der Menschheitsentwicklung beweist, dass die Mehrheit der Verbrechen, die geschahen, bekannt wird. Es werden Besteller und Ausführer gefunden — egal wie jene Organe sie zu schützen versuchen, die die Befehle zur Ausführung dieses oder jenes Verbrechens gaben.
Und solch ein, ich würde sagen, gestaffeltes Programm zur Sicherung des Bestellers war immer vorhanden. Zunächst werden jene Menschen beseitigt, die den Auftrag erhalten haben, dann — das folgende Glied, und so bis zum allerletzten Zeugen, der in der Sache eingeweiht war.
Man muss aber auch anmerken, dass die Manuskripte nicht brennen, wie es heißt. Wenn es nötig ist, tauchen plötzlich Dokumente auf, die bestätigen, dass es gerade so war, wie es war.
Ein anschauliches Beispiel — der Mord am Journalisten Gongadse. Wie sehr hat die Bürokratie die Ecken verborgen! Aber als sich die Notwendigkeit ergab für einen Beweis, dass dieser oder jener Beamte ein Verbrecher ist, wurde das Material schnell zusammengetragen.
Ich denke, dass man auch bei uns nichts Neues erfunden hat. Deshalb möchte man einfach Präsidenten Nasarbajew warnen, und wen sonst noch, wer neben ihm steht, der heute diese oder jene Version der Abrechnung über diesen oder jenen Menschen entwickelt und dem Präsidenten präsentiert. Früher oder später wird sich das alles öffnen. Das Volk wird die Wahrheit erfahren.
Gespräch mit Aleksei Tichonow