Das Ufer des Genfer Sees wurde zum Schauplatz vom erbitterten Kampf zwischen zwei verfeindeten Clans Kasachstans, schrieb letzte Woche die französische Zeitung Le Monde. Nach Ansicht des Autors, führt Wiktor Chrapunow und die Familie des amtierenden kasachischen Präsidenten Nursultan Nasarbajew einen “Krieg der Kompromate.”
Dem Kanal “K-plus” ist es gelungen sich mit dem ehemaligen Akim von Almaty in Verbindung zu setzen und seine Meinung diesbezüglich zu erfahren.
– Wiktor Wjatscheslawowitsch, vor kurzem ist ein Artikel in der Zeitung Le Monde erschienen, in dem die Rede ist von der Konfrontation zwischen dem Nasarbajew-Clan und denjenigen, die heute im Ausland sind, Sie eingeschlossen. Wie berechtigt sind solche Beurteilungen?
– Dies ist vorteilhaft für den Clan Nasarbajew, Familie Nasarbajew, die Situation der Weltgemeinschaft so vorzustellen: Dass der Nasarbajew-Clan mit einem anderen Clan kämpft, der nach Macht strebt. Dies ist aber absolut nicht der Fall.
Die Wurzeln für den Kampf liegen innerhalb des Clans. Ich habe versucht den Kasachstanern und der Weltgemeinschaft zu zeigen was sich innerhalb der Familie des Präsidenten Nasarbajew abspielt. Seit die Kinder aus der ersten Ehe einen festen Stand bekamen und großes finanzielles Kapital erhielten, streben sie nach Macht, die Präsident Nasarbajew natürlich hinter sich sichern möchte. Und natürlich auch an der Idee zum Heranführen seiner Söhne zur Macht nachdenkt.
Und das, was heute vom Staatsapparat Kasachstans in Bezug auf die Menschen ausgeht, die sich außerhalb des Landes aufhalten müssen, ist nichts anderes als politische Verfolgung.
Paradoxerweise, redet Nasarbajew über einen Clankampf, und wir sagen, dass es die Folgen seiner Politik sind. Ich verbinde diesen Prozess mit einem nicht unwichtigen Faktor – dem Prozess der Entstehung und Entwicklung von Kasachstan. Wir haben gesehen, dass Kasachstan (nach der Unabhängigkeit) begann Geld zu verdienen mit dem Verkauf von Kohlenwasserstoffen, ich unterstreiche das, mit dem Verkauf von Rohöl, Erdgas, nicht mit verarbeiteten Produkten mit hohem Mehrwert, sondern mit Rohstoffen, Roherz.
Wenn man heute einen Schnitt von Exportanteilen aus Kasachstans Produktion betrachtet, so kann man sehen, dass Kasachstans Exportvolumen aus 35% Kohlenwasserstoffen, 17% Eisenerz, 18% Farbmetallen besteht. Insgesamt also 70%. Plus 9% des verkauften Getreides ans Ausland. Und der Rest beträgt maximal 10%. Bergwerksindustrie ist heute vergleichbar mit der eigentlichen Industrie, auf beiden Seiten 35%.
Etwa auf das gleiche Volumenniveau ist auch der Banken- und Finanzsektor Kasachstans gekommen, welcher wegen einer Reihen an Gründen nicht vollständig unter die Kontrolle des Präsidenten Nasarbajew geriet. Und er hat gespürt, dass die jungen Leute, die diese Banken leiteten immer fester auf ihren Füßen wurden und auch Zugriff auf größere finanzielle Ressourcen bekamen, und entwickelte daraufhin ein Programm zur Übernahme des Banken-und Finanzsektors.
Man hat einfach das Haupt der “Kazkommerzbank” verschoben, gezwungen ins Ausland zu gehen, dort lebt er auch heute. Man hat einfach den Leiter der “Alliance Bank” als Kriminellen deklariert, der zuerst aus Kasachstan fortging, und dann mit einem Schuldeingeständnis zurückkam und wurde vom Präsidenten begnadigt, aber die Bank wurde weggenommen. Genau die gleichen Methoden wurden auch auf “Umir-Bank”, “Temir-Bank”, “Valut-Tranzit-Bank” angewendet.
Und die gleichen drakonischen Maßnahmen wurden auch auf “BTA Bank” angewendet, damals eine der stärksten Banken in Kasachstan. Ausgespielt wurde eine sehr interessante Tatsache, als plötzlich der Vorsitzende der Nationalbank sagte, dass die BTA nicht genug Bargeld vorweist, und die Nationalbank bereit wäre sie zu unterstützen mit Gewährleistung einer bestimmten Menge an Bargeld zur Auffüllung der Reserven. Und die Bank unterzeichnet den Brief, dank dieser festen Aussage des Nationalbankleiters, und schickt ihn an die Nationalbank. Diese Tatsache wurde sofort gegen BTA ausgenutzt, und ein paar Tage später wurde die Bank von maskierten Männern besucht, die alle auf den Boden legten und die Bank einnahmen.
Nursultan Nasarbajew hat also gesehen, dass bestimmte Menschen, die im Banken- und Finanzsektor tätig waren, Zugriff auf das große Geld hatten, und fühlte, dass diese finanziellen Mittel verwendet werden könnten, um die Schwächung seiner Macht einzuleiten. Und er hat alles versucht, um auch den Finanz- und Bankensektor unter den Präsidenten zu bringen.
Heute ist der gesamte Finanz-und Bankensektor der kasachischen Wirtschaft in den Händen des Clans von Nasarbajew. Und die Menschen, die nicht einverstanden waren ihre Banken einfach so wegzugeben, waren gezwungen das Gebiet Kasachstans zu verlassen. Und jetzt arbeitet das ganze staatliche System daran zu beweisen, dass an dieser Situation nicht Nasarbajew schuld ist, nicht der Staat, sondern diejenigen, die ihre Bank Nasarbajew nicht geben wollten.
Ich persönlich habe das Gespräch miterlebt, als der Leiter der Bank sagte, dass die Bank über eine große Menge an Kreditressourcen verfügt, über 14 Milliarden Dollar. Menschen mit einem nüchternen Kopf hätten verstehen müssen was sie da erbeuten, welche Bank, welches Finanzinstitut. Nun macht der Staatsapparat alles, um zu beweisen, dass dieser Mann ein Staatsverbrecher sei, der sein eigenes Geld von der Bank gestohlen hat.
Deshalb sehe ich hier keinen Kampf der Clans um Macht. Dies ist die Vergeltung von Präsident Nasarbajew an all denen, die das Regime, das System herausgefordert haben, und Nasarbajew hat nicht nachgegeben, und wird auch alle Maßnahmen und Mittel ergreifen um sein Ziel zu erreichen. Wenn schon nicht die Vernichtung dieser Menschen, dann zumindest ein gewisses negatives Image in Kasachstan und im Ausland ist das Hauptziel.
Das Kommentar ist in gekürzter Form